7/14/2006 - Today I Forgot to Complain

Alternativen 1: Die rusissche Heilerin

So fuhr ich also mit meiner freundin als backup zu der guten frau, die mir empfohlen wurde. sie wohnte so gar nicht wie man sich das von einer "heilerin" vorstallen mag und sah auch nicht so aus. eher so typ wohl-situierte hausfrau in ihren frühen sechzigern.

wie auch immer, wir hatten telefonisch ein termin vereinbart, so daß jeder von uns wusste was die rolle des anderen ist, als ich klingelte. was folgte war erstmal ein langes gespräch über die natur meiner krankheit, den tumor und die laufende therapie. sie vertritt die meinung, dass krankheiten welcher art auch immer in der überzahl der fälle einen geistigen background haben, so daß wir zuersteinmal begannen, meine vergangenheit ein wenig auszuloten. ich werde hier jetzt nicht allzu detailliert mein seelenleben preisgeben. die quintessenz war, daß ich mir in meiner kindheit mechanismen zugelegt habe, traumatische erlebnisse (scheidung der eltern und alles was damit zusammenhängt) zu verdrängen aus der not heraus, sie nicht verstehen und verarbeiten zu können. ich war selber überrascht, hier dinge zu finden, bzw. mich zu erinnern, aber das liegt wohl in der natur des verdrängens.
jedenfalls kamen wir zu der erkenntnis, dass ich diese erlebnisse quasi gut verschnürt & verpackt in die hinterste ecke geschoben und versteckt habe wo sie dann unverarbeitet weiter vor sich hin oxidierten, aufgeschoben ist nicht aufgehoben. bildlich gesprochen ist der tumor die repräsentation dieses verdrängten, das jetzt aufbegehrt bzw. "geklärt werden will". es gilt also, die konfrontation mit diesen dingen zu suchen um sie zu klären und diesen zustand aufzulösen. die lösung liegt allein in mir, da dieser mechanismus zwar von den äußeren umständen begünstigt oder ins rollen gebracht wurde, das daraus resultierende problem aber einzig und allein das meinige ist - und ich mithin der einzige, der es im wahrsten sinne "auflösen" kann.


nach diesem langen und sehr intensiven gespräch, in dem die heilerin erstaunliche zusammenhänge und perspektiven herausarbeitete, folgte eine art behandlung. ich legte mich ohne einen weiteren kommentar zu dem, was mich erwarten würde, auf eine bequeme liege, meine fersen in ihren offenen händen und lag dann erstmal einfach da und harrte der dinge die da kommen mochten. tatsächlich fühlte ich ein sehr angenehm warmes und kribbeliges gefühl des fließens, das von ihren händen ausgehend meine beine hochkroch. nach einer langen zeit des schweigens und verharrens in diesem zustand fragte sie mich ob ich auch dort etwas fühlte, wo der tumor sein musste. bis zu diesem zeitpunkt war dies nicht der fall, sobald ich meine aufmerksamkeit darauf richtete, nahm ich mit zunehmender intensität etwas wahr: ich spürte tatsächlich die position, die größe und vor allem die enge des tumors. das war ein absolut faszinierendes gefühl, ein bischen unheimlich da unerwartet, aber sehr interessant. ich war überrascht, wie weit vorne das ding ist.
nun sagte sie mir, ich solle mir diesen knoten, diese dunkle enge vorstellen als mich selbst in dem alter, in dem ich diese gefühle aus mir verbannt hatte. und nun sollte ich mein alter ego direkt ansprechen mit dem wissen, jetzt die zusammenhänge verstehen und sie diesem konservierten, kindlichen teil erklären zu können. wie verlangt sagte ich "ich verzeihe dir. und bitte komm ans licht.". dies war ein komischer moment, da ich die worte an sich nicht so gut nachfühlen konnte, aber ich hatte das klare und erleichternde gefühl, etwas von der kompaktheit des druckgefühls in meinem vorderen schädel genommen zu haben. wie eine wolke, die zuerst dunkel und dicht ist und dann etwas heller und fluffiger wird, aber ihre gleiche form behält.

kurz darauf beendeten wir nach guten 2 stunden die sitzung. der abschied war irgendwie sehr feierlich und ich fühlte mich sehr leicht und gut. sie sagte, sie hätte auch ein gutes gefühl, wir seien aber noch nicht wirklich an den kern der sache gekommen. die nächste session folgt, ich denke in 1-2 wochen...

7/07/2006 - Today I Forgot to Complain

Recherche, oder: wer suchet, der findet!

der erste monat mit sandostatin depot ist vorrüber. ich muss sagen, viel habe ich nicht davon gemerkt, aber da ich soweit ja zum großen teil keinen leidensdruck durch die krankheit habe sind in diesem falle wohl no news good news... ich erfahre in letzter zeit schweißausbrüche, was schätze ich mit dem allgemeinen umstand zusammenhängt. könnte aber auch an der hitzewelle zur zeit liegen.

however, nachdem ich sie jetzt verdauenderweise einen monat vor mir hergeschoben habe, gilt es langsam die sache anzupacken.

an erster stelle steht für mich die suche nach (mindestens) einem guten arzt, der mir eine zusätzliche meinung zu der sache sagt. ich erwarte da keine breaking news, aber ich verlasse mich nicht gerne auf nur eine quelle. vor allem vor dem hintergrund des leider weitverbreiteten nicht-über-den-tellerrand-schauens und der damit einhergehenden haudraufundschluss mentalität halte ich das für sehr wichtig. ich denke da nur an den eifrigen neurochirurg, der mir meinen carpaltunnel geöffnet hat, ohne auch nur einen gedanken daran zu verschwenden, woher das denn wohl kam (das war vor der diagnose): "kein problem, das schneiden wir weg, dann ist alles wieder gut!"

an zweiter stelle die suche nach einem geeigneten chirurgen. glücklicherweise ist das feld hier recht spärlich gesäht und die guten schnell zu finden... über den status des reinen name-dropping bin ich hier allerdings noch nicht hinaus.

schließlich der punkt der mir persönlich eigentlich am meisten am herzen liegt: die suche nach alternativen ansätzen und unterstützung - ich weiß, die geister scheiden sich hier, aber für mich bin ich als wesen mehr als die summe meiner teile und vor allem mehr, als ich mit meiner beschränkten wahrnehmung zu sein glaube. dementsprechend glaube ich das es hilfe auch ausserhalb der kartesischen sicht- und denkweise gibt.
ich befasse mich schon seit jahren mit kinesiologie und werde mich demnächst wieder zu einer session mit diesem thema mit meiner kinesiologin treffen, um etwas über die zusammenhänge zu erfahren und therapieunterstützende maßnahmen auszuloten.
aus demselben grund treffe ich mich auch mit einer heilerin, die mir von einem mir wichtigen menschen empfohlen wurde. ich bin mit einer gesunden skepsis gerüstet, aber offen und gespannt, was da auf mich zukommt.

im grunde kann ich nur gewinnen.